Vor ein paar Jahren habe ich mir wenig Gedanken um weitere Bedeutungen von Wörtern gemacht. Einen Bezug zu Persönlichkeitsentwicklung oder Achtsamkeit oder Selbstbewusstsein habe ich nicht mal im Ansatz gesehen. Worte waren für mich nur Worte. Ich habe Sprachmuster und Strukturen nicht hinterfragt. Vieles habe ich übernommen, weil man es eben so sagt. Viele Witzeleien habe ich übernommen, weil es eben der Umgang ist.
Ist doch nichts dabei, oder?
Mittlerweile sehe ich das etwas anders. Ich bin achtsamer geworden und merke immer öfter, wie das nachstehende chinesische Sprichwort an Wahrheit für mich gewinnt.
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Es ist schwer die eigenen Gedanken zu bemerken, wenn wir es nicht gewohnt sind. Ich übe mich im Vergleich zu meiner bisherigen Lebenszeit erst seit Kurzem darin mir meiner Gedanken bewusster zu werden. Es war für mich einfacher, den Anfang in den Worten zu nehmen, die ich bei anderen höre oder mit denen ich konfrontiert bin.
Diese Herangehensweise möchte ich mit dir teilen.
Nachstehende Worte fallen mir immer bewusster auf. Und sobald etwas in unser Bewusstsein dringt, können wir es bei Bedarf auch ändern. Wer weiß, wohin es dich bringt, wenn du diese Worte bewusster wahrnimmst. Einen Versuch ist es allemal wert.
Über die letzten Jahre bin ich immer sensibler in Bezug auf das Wörtchen "müssen" geworden. "Du musst mit mir..." löst in mir inneren Druck aus. Jemand will, ohne mich zu fragen, etwas von mir beanspruchen (Sei es Zeit, Kraft, Geld,...). Das empfinde ich als über-griffig. Jemand greift damit in meinen persönlichen Bereich ein. Jetzt wirst du sagen: Ja, Moment mal, es gibt schon Dinge, die ich machen muss.
Doch was ist, wenn ich dir sage, dass all diese Aussagen im Grunde eine Entscheidung von dir darstellen? Im Grunde kannst du jedes "müssen" in das Entscheidungsdreieck einsortieren: Ich DARF, KANN oder WILL. Die Worte stehen dabei für folgendes:
DÜRFEN: Es liegt im Rahmen der Gesetze, meiner Werte,...
KÖNNEN: Ich habe die Fähigkeiten, Kapazitäten,...
WOLLEN: Es entspricht meinen Bedürfnissen,...
Formulieren wir die Aussagen von oben in einer Variante um:
Was ist jetzt der Unterschied in den Formulierungen? In der ersten Variante, dem Müssen, bist du machtlos, dir wird etwas übergeworfen und du ergibst dich darin. Du nimmst damit (bewusst oder unbewusst) eine Opferrolle ein.
"Die meisten Menschen geben ihre Macht auf, indem sie denken, sie hätten keine." (Alice Walker)
Denkst du im Gegensatz dazu in Entscheidungen, hast du eine Wahl und damit auch die Macht etwas zu verändern. Das nächste Mal, wenn du Druck verspürst, etwas machen zu müssen, frag dich doch einmal, inwieweit du dich dafür entscheidest dies zu tun.
Manche von uns tun sich jedoch schwer damit Entscheidungen zu treffen. Liegt das vielleicht an einer unterschwelligen Angst?
Im Bereich der Selbstfürsorge/Selbstliebe darf ich noch einiges lernen und das hat für mich mit Entscheidungen im zwischenmenschlichen Bereich zu tun. In meiner Vergangenheit habe ich lieber Entscheidungen zugunsten der Bedürfnisse von anderen, als meiner eigenen getroffen. Ich hatte Angst egoistisch zu sein oder, wie ich gerade merke, unterschwellig Angst davor mein Gegenüber zu verletzen und uns darüber zu trennen.
Mein Gefühl zum Ent-scheiden = Einen Scheideweg beschreiten. Entweder du oder ich.
Das muss es nicht sein.
Über einen liebevollen Umgang kann Verbindung entstehen (Ich entscheide mich für mich und damit langfristig auch für dich). Das Thema Selbstfürsorge ist für viele von uns schwierig, weil wir möglicherweise Angst haben egoistisch zu sein. Doch in vielen Fällen wären das unsere Entscheidungen nicht. Betrachten wir das Ganze doch in einem etwas größeren, langfristigerem Rahmen: Sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern bedeutet Kraft zu tanken. Wenn wir kraft-voll unterwegs sind, können wir viel mehr Energie schenken, um für andere da sein zu können (wenn wir es denn wollen).
Ent-Scheiden als trennend wahrnehmen (Wie eine Wahl: Esse ich den Apfel oder die Birne?), schürte in zwischenmenschlichen Beziehungen für mich bisher eine Angst etwas zu zerstören. Aus dieser Angst heraus kümmere ich mich lieber direkt erstmal um mein Gegenüber. Quasi vorbeugend, als eine Art Vorsichtsmaßnahme. Dieses Gefühl auf rohen Eiern zu laufen oder durch ein Minenfeld zu schleichen, raubte mir besonders viel Energie.
Was mache ich jetzt anders?
Ich übe mich darin mein Gegenüber und mich gleichwertig zu betrachten, ohne einen potenziellen Konflikt im Vorhinein zu bewältigen: Beide Seiten mit ihren Bedürfnissen zu sehen (sowohl du, als auch ich), in Verbindung mit mir und meinem Gegenüber zu gehen, bedeutet in Einklang zu gehen, niemanden auszuschließen und einen gemeinsamen Weg finden.
Fragst du dich manchmal, wieso du die Ziele, die du dir selbst setzt, nicht erreichst? Ich meine jetzt nicht die Art von Vorsatz etwas zu tun, was du am Ende einfach nicht tust. Dafür ist der Grund das fehlende Handeln. Ich kenne das auch. 😉 Ich will auf etwas Subtileres hinaus, das dir möglicherweise nicht mal bewusst ist.
Möglicherweise hast du den Wunsch einer dieser Menschen zu sein und fragst dich selbst, ob du das je erreichen wirst. Im Grunde liegt darin schon der erste Denkfehler. Du fragst dich, OB du es erreichen kannst.
Hä??
Ja klar, das weißt du ja auch jetzt noch nicht. Doch deine Frage nach dem "OB" lässt auch immer zu, dass du dein Ziel nicht erreichst. Sobald wir uns fragen, OB wir etwas schaffen, weiß unser Unterbewusstsein, dass es zwei Ausgänge geben kann: Ich schaffe es oder ich schaffe es nicht.
Was wäre besser? Na klar, es gibt nur die Option "Ich schaffe es".
Und das erreichst du, indem du dich fragst, WIE du dein Ziel erreichst. Damit kommst du automatisch in ein lösungsorientiertes Denken. Schon arbeitet dein Gehirn daran Wege zu finden. Es versucht eine Antwort oder mehrere Antworten auf diese Frage zu finden. Im ersten Moment fallen dir vielleicht keine Schritte ein. Das ist in Ordnung. Gib dir Zeit, denk ruhig kreativ und in erstmal unmöglich erscheinenden Dingen. Mach es dir nicht im Vorfeld kaputt, sondern schreib runter, was du machen könntest.
Im ersten Schritt kann das Denken in Lösungen ungewohnt sein. Wir verharren gern in alten Mustern und einem "Das geht nicht". Mach dich davon langsam frei.
Lass die Frage "Wie erreiche ich...?" ruhig offen stehen.
Dein Gehirn hasst offene Fragen. 😉 Das bedeutet es versucht darauf Lösungen zu finden, auch im Unterbewusstsein und im Schlaf. Es kann also gut sein, dass du Tage später auf neue Ideen kommst, einfach, weil dein Unterbewusstsein ohne dein bewusstes Denken für dich arbeitet. Hab Vertrauen in dich.
Persönliche Entwicklung kann auf so vielen Ebenen geschehen. Es ist dabei egal, was wir neues lernen oder wie wir uns entwickeln. Es geht für mich darum zu wachsen und nicht in der eigenen Komfortzone zu verkümmern. Es geht nicht darum den besten Weg darzustellen oder genau vorzugeben, welche Tipps für dich die richtigen sind. Persönlichkeitsentwicklung ist ein individueller Prozess, in dem wir auf unterschiedliche Weise zu unterschiedlichen Zeitpunkten wachsen. Es gibt kein richtig, kein falsch, kein genau so, kein am besten. Es gibt vielmehr ein weiter als gestern oder ein Schritt nach dem aktuellen. Wichtig ist zu erkennen, was aktuell in deinem Machtbereich liegt und was eben nicht.
Ein Teil meiner persönlichen Entwicklung umfasst einen bewussteren Umgang mit Worten. Und doch sehe ich mich nicht als perfekte Anwenderin von Worten. Ich liebe es einfach zu lernen und mit neuen Themen zu wachsen, zu erkennen, wie sich ein immer größeres Bild zusammenfügt. Für den Bereich der Sprache fing es an mit den einzelnen Worten. Einige der Worte meide ich zunehmend oder gebe ich ihnen eine heilsamere Bedeutung, die mir guttut und hilft. Ich werde mir der Verwendung einzelner Worte bewusster, hole mir auf diese Weise meine Macht zurück und gestalte, ganz im Sinne des chinesischen Sprichworts vom Anfang dieses Textes, mein eigenes Schicksal.
Für mich ist das ein Schritt raus aus, teils unbewussten, Opferrollen hin zu mehr Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein und gelebter Freiheit.
Wie gehst du mit deinen Gedanken und deinen Worten um? Lässt du beides einfach geschehen oder schenkst du ihnen Beachtung, um sie in deine passende Richtung zu lenken?
Was denkst du?