Ich bin eher eine kleine Chaotin und habe Sprüche wie "Ordnung ist das halbe Leben, also lass es sein und lebe ganz" zu meinem Motto gemacht. Aussortieren gehörte lang nicht zu meinem Lebenskonzept. Doch mehr und mehr merke ich, wie gut es mir tut, wenn um mich herum weniger ist. In unserer immer hektischer werdenden Welt, in der immer mehr unsere Aufmerksamkeit einfordert (E-Mails, Push-Nachrichten, WhatsApp/Telegram/Signal-Nachrichten, Facebook, Instagram,... um nur ein paar zu nennen). Die Arten der äußeren Reize, die auf uns einprasseln sind vielseitig und viel. Dabei bin ich noch nicht einmal auf alle unsere Sinne eingegangen. Neben den visuellen und akustischen Reizen sind wir als sinnliche Wesen auch noch olfaktorischen, gustatorischen und haptischen Reizen ausgesetzt, die unser Hirn ebenfalls, wenn auch größtenteils unterbewusst, verarbeitet. Haben wir nun das Gefühl, dass wir auf jeden Reiz reagieren müssen ("Oh, eine neue E-Mail, die Anfrage bearbeite ich direkt."), geraten wir mehr und mehr in Stress.
Eine Lösung aus dem gefühlten Dauerstress zu kommen, ist das Aussortieren/Reduzieren der äußeren Reize. Dazu gehören auch "stille Gegenstände", die nicht aktiv unsere Aufmerksamkeit einfordern. Über die letzten Jahre habe ich vermehrt festgestellt, dass ich zu mehr innerer Ruhe komme, wenn um mich herum "Stille" herrscht, das bedeutet auch weniger Gegenstände, um die ich mich kümmern muss, dafür im Verhältnis mehr Gegenstände, an denen ich mich wirklich erfreue. Durch das Aussortieren von Gegenständen habe ich mehr und mehr Klarheit gewonnen. Nicht nur optisch in meiner Wohnung, sondern auch in mir. Ich finde jetzt auch viel schneller, was ich suche, weil ich auf dem Weg bin nur noch Gegenstände zu besitzen, die ich brauche und die mir Wohlbefinden schenken.
Ich war Hauptmieterin meiner Studentenwohnung und habe über 8 Jahre mit insgesamt 11 Menschen über unterschiedlich lange Zeiträume zusammen in einer 3er-WG gelebt. Da ich eine sehr fürsorgliche Familie habe, war ich von Anfang an komplett ausgestattet. Wir hatten alles in dieser Wohnung. Mixer, Toaster, Sandwich-Maker, Töpfe und Auflaufformen in sämtlichen Formen und Größen, Geschirr, Teller, Gläser,... Ihr könnt es euch vorstellen, es war alles in mehr als ausreichender Menge vorhanden. Und das Beste an der Wohnung: Wir hatten einen Abstellraum und einen Keller! Ein Paradies, um alles lagern zu können. 😉 Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich die WG aufgelöst habe, es war Zeit für mich auszuziehen und ich wollte testen wie es mir geht, wenn ich alleine wohne. Zum Ende meines Studiums zog ich also aus. Da stand ich vor einem riesigen Berg an Dingen und stellte mir das erste Mal in meinem Leben die Frage: "Brauche ich das alles?". Damals bin ich wenig systematisch an diese Frage heran gegangen, dafür hatte ich Unterstützung von einzelnen Menschen, die mir geholfen haben, mich von vielem zu trennen, "was ich evtl. doch noch brauchen könnte". Seither habe ich vieles dazu gelernt und räume regelmäßig meine Wohnung aus.
Der Anfang ist ja bekanntlich oft der schwierigste Schritt, doch ist der Schritt einmal getan, wird es leichter und fängt an Spaß zu machen. Ich möchte dir hier eine Auswahl an möglichen Arten des Aussortieren schenken. Eine kleine Hilfe, um dich näher an dein Ziel von innerer Klarheit zu bringen. Nebeneffekte wie "mehr Geld im Portmonnaie", "Mehr Platz in der Wohnung", "weniger Zeitaufwand beim Putzen" werden an dieser Stelle nicht ausgeschlossen.
Egal was du ausmisten möchtest, die Methode nach Tabula-rasa ist immer gleich. Erstmal alles raus, dann sauber machen und nur das zurück, was du brauchst. Der Bereich, auf den du dich dabei konzentrierst, ist egal.
Diese Methode hat in den ersten Schritten Ähnlichkeit mit der Tabula-rasa-Methode. Auch hier wird erst mal leer geräumt und sauber gemacht. Doch danach wird sich jeder Gegenstand genau angesehen und kategorisiert.
Wiederhole Schritt 3 und 4 solange bis kein Gegenstand mehr übrig ist.
Grundprinzip: Trenne dich von allem, was dich nicht glücklich macht. Ein einfacher, radikaler Ansatz, der dir die Entscheidung zum Aussortieren leichter machen kann. Das Aussortieren nach KonMari läuft wie folgt ab:
Die Reihenfolge der Kategorien und Bereiche, die in der Marie-Kondo-Methode empfohlen wird, ist:
Es wird nicht nach Zimmer geschaut, sondern alle Dinge derselben Kategorie aus allen Räumen zusammengesucht und dann jedes Teil in die Hand genommen. Du stellst die Frage "Machst du mich glücklich? Brauche ich dich noch in meinem Leben?". Hier gibt es kein "vielleicht", nur ein Ja oder Nein.
Nach dem Sortieren bekommen alle deine Lieblingsstücke einen festen Platz zugewiesen. Ich gebe meinen Dingen gern ihren eigenen Wohnort (sobald sie keinen haben, liegen sie überall und nirgendwo). Meine Ladegeräte, USB-Kabel, Köpfhörer wohnen z. B. gemeinsam in einer Schublade. Ich sortiere auch gern gleiches zu gleichem. Das hat zwei Vorteile: 1. ich weiß immer, wo ich genau suchen muss und 2. ich habe einen Überblick über die Anzahl und kann möglicherweise wieder etwas ausziehen lassen.
Möchtest du mehr über die KonMari-Methode lernen? Hier* gibt es das Buch von Marie Kondo.
Du gehörst zu den Menschen, die sich lieber mit anderen zusammen tun? Oder zu denen, die lieber klarere Vorgaben haben als dir die bisherigen Methoden geben? Dann habe ich hier noch eine weitere Möglichkeit:
Doch bevor du dich jetzt auf deine Aussortieraktion stürzt, überlege dir, wo du im Anschluss mit deinen nicht mehr benötigten Dingen hin willst. Das letzte, was du nach befreiendem Aussortieren haben willst, ist ein Raum gefüllt mit Zeug. Oder Berge von Klamotten, die dir deinen Weg zur Wohnungstür versperren. Als kleiner Rat von mir: Fang klein an. Du glaubst nicht, was sich alles in einer kleinen Schublade verstecken kann und welchen Aufwand es machen kann, die aussortierten Dinge "loszuwerden". Starte lieber kleiner als größer, um am Ende nicht im Chaos zu sitzen.
Je nachdem was du aussortiert hast, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Hier ein paar meiner Anlaufstellen:
Frag deine Freunde und Freundinnen, ob sie Interesse an deinen aussortierten Dingen haben. Kleidertauschparties (aktuell nur unter Berücksichtigung der Hygiene-Bedingungen in kleinem Rahmen) können für alle Beteiligten lohnend sein. Lade deine Lieblingsmenschen ein 1-5 gebrauchte Teile mitzubringen, alles wird auf der Couch ausgelegt und jede*r darf sich ihr/sein neues Lieblingsstück mitnehmen. Alles, was keine neuen Besitzer*innen gefunden hat, wird von den ursprünglichen Besitzer*innen wieder mitgenommen.
Hier gebe ich meine gut erhaltenen, sauberen Klamotten ab. Je nach Annahmestelle kann ich auch kleine Haushaltsgeräte, Geschirr, Besteck oder Kleinelektrogeräte abgeben.
Es gibt an vielen Orten Bücherschränke, die als Tauschbörse für gebrauchte Bücher dienen. In der Regel sind die Stellen nicht gekennzeichnet. Halte beim Spaziergang Ausschau nach alten Telefonzellen, großen Schränken, Vitrinen, .. Die Erscheinungsbilder dieser Bücherbörsen können vielseitig sein. Oft sind die Bücher in den Regal darin von außen sichtbar.
Möbel und Elektronik funktionieren im Verkauf bei eBay-Kleinanzeigen nach meiner Erfahrung am besten. Der Markt an gebrauchten Kleidungsstücken ist sehr groß und ein Inserat lohnt sich für mich meist nicht.
Es gibt unterschiedliche Facebook-Gruppen, in denen du deine Sachen anbieten kannst. Über Flohmarkt-Angebote (Name: "Flohmarkt + Stadt") bis zum Verschenken ("Free Your Stuff + Stadt") ist die Spannweite groß.
Ich habe einen kleinen Karton mit einem Schild "Zu Verschenken =)" beklebt. Diese kleine Schatzkiste stelle ich in unregelmäßigen Abständen vor unsere Haustür. Menschen gehen beim Spazieren vorbei und können sich rausnehmen, was ihnen gefällt. Funktioniert für mich super! Bücher, Geschirr, Gläser, Besteck, Schmuck, Rezeptbücher,... Ich habe schon Unmengen auf diesem Wege verschenkt. Wichtig ist, dass die Schatzkiste über Nacht und bei Regen reingeholt wird, damit die Dinge darin keinen Schaden nehmen.
Ordnung im Außen führt zur mehr Ordnung und Ruhe im Inneren. Ausräumen ist für mich befreiend, ich befreie mich im wahrsten Sinne von Ballast. Starte selbst den Test, suche dir eine Methode und einen Bereich raus und fange an. Denke dabei z. B. an deinen nächsten Umzug: Alles, was du mitnehmen wirst, wiegt schwer. Wie viel bist du bereit weiter mit dir herum zu schleppen und welche Gegenstände möchtest du jetzt aus deiner Wohnung ausziehen lassen?
Schreib mir gern von deinen Erfolgen und kommentiere wie es dir nach bewusstem Ausräumen ergeht.
Was denkst du?