Erst wenn ich etwas habe, kann ich etwas machen, um jemand zu sein.
Ich sehe viele Menschen, die nach diesem Schema und nicht nach ihren eigenen Werten leben. "Erstmal brauche ich Geld, damit ich meine Weltreise machen kann und endlich in Freiheit leben zu können." Das ist eine Sicht auf den Mangel in deinem Leben. Wir sehen auf diese Weise erstmal, was wir alles nicht haben. Menschen, die so denken, konzentrieren sich darauf, was sie gerade nicht haben und deswegen nicht tun können. "Ich mache eine Weltreise, wenn ich ... habe.". Wir knüpfen damit unser Denken an etwas, das wir nicht haben, ohne uns eine Richtung zu geben, wie wir dahin kommen können. Das ist doch Mist. Was wäre, wenn wir diese gedankliche Reihenfolge umdrehen? Aus "Haben - Machen - Sein" wird plötzlich "Sein - Machen - Haben". Drei kleine Worte, die nun einfach in einer umgekehrten Reihenfolge dastehen. Das allein kann uns helfen anders zu denken. Das "Sein" nach vorn zu stellen hat folgenden Vorteil: Du fängst an zu überlegen, wie du sein willst. Und wenn du weißt, wohin du willst, kannst du jetzt planen, was du MACHEN kannst, um zu erreichen, was du am Ende HABEN wirst.
Unser Unterbewusstsein ist mächtiger als wir vermuten. Wenn wir uns selbst offene Fragen stellen, möchte unser Unterbewusstsein eine Antwort darauf finden, denn es hasst Unsicherheit und nicht zu wissen, woran es ist. Sagen wir uns "Ich habe kein Geld." passiert sehr wahrscheinlich nichts. Das ist eine Aussage, eine Feststellung, die nicht weiter hinterfragt wird. Doch wenn wir uns selbst sagen: "Was kann ich tun, um mehr Geld zu haben?" fangen wir an zu überlegen. Eine weitere Möglichkeit ist zu fragen WIE wir an unser Ziel kommen können. Je öfter wir uns diese Frage stellen, desto eher kommen wir auf verschiedene Lösungen. Anfangs ist es vielleicht noch "Keine Ahnung", doch irgendwann tun sich Wege auf. Über Nacht arbeitet unser Unterbewusstsein weiter an der offenen Frage und es kommen die ersten Lösungen: Ich frage nach einer Gehaltserhöhung. Ich verkaufe meine alten Dinge aus dem Keller. Ich lege mir jeden Monat einen festen Betrag beiseite, bevor ich alles ausgebe. Jeden 5€-Schein, den ich bekomme, spare ich. Und so weiter und so weiter.
Gerade heute sagte jemand zu mir: "Ohja, ich habe auch das Buch "Die 4 Stunden Woche*" gelesen. Mal sehen, ob ich mit knapp 40 Jahren in Rente gehe." Das ist eine sehr limitierende Aussage. Es ist allein das "ob", was uns Probleme bereitet. "Ob" lässt sowohl die negative (ich gehe nicht mit 40 in Rente) als auch positive (ich schaffe es) Option zu. Das wollen wir nicht. Ich habe ihr den Tipp gegeben das "ob" zu ersetzen. Wir wollen uns schließlich ganz auf unser Ziel konzentrieren und nicht zwischen geht/geht nicht abwägen. Also war mein Tipp für sie: Ersetze das "ob" durch "wie": Wie kann ich es schaffen mit 40 in Rente zu gehen? Das ist eine offene Frage und schickt dein Unterbewusstsein auf Suche nach Lösungen. Das wollen wir! Lösungen! Auch wenn es anfangs noch Spinnereien sein mögen, lass dich drauf ein. Wer weiß, wohin du dich in ein paar Monaten oder gar Wochen entwickelt hast. Es ist möglich, dass die Anfangsspinnerei dann doch eine gute Lösung ist.
Es liegt viel mehr in deinem Machtbereich als du dir gerade vorstellen kannst. Vor ein paar Jahren habe ich mir nicht vorstellen können meine Vollzeit-Stelle als Ingenieurin zu verlassen. Allein die Vorstellung als "Teilzeit-Ingenieurin" zu leben, passte nicht in mein damaliges Weltbild. Mit dieser Vorstellung habe ich mich direkt weniger wert gefühlt. Ich kämpfte da mit einigen Glaubenssätzen. Doch das ist ein anderes Thema. Ich hatte damals den Traum freier zu arbeiten. Frei hieß im ersten Schritt ortsunabhängig arbeiten. Ich wollte mir meinen Laptop schnappen und von da arbeiten, wo ich gerade bin, ohne immer ins Büro fahren zu müssen. Ich fühlte mich wie gefesselt an diesen einen Ort "Büro". Und diese Fesseln wollte ich ablegen. Ortsunabhängig zu arbeiten war damals in meinem Job nahezu undenkbar. Kaum jemand konnte verstehen, warum ich von woanders als dem Büro aus arbeiten wollte. Meine Kollegen schauten mich nur mit fragenden Blicken an und meinem Chef war das ganze nicht ganz geheuer. Doch mein Traum und mein Ziel waren gesetzt. Das ist nun einige Zeit her. Wie sieht meine Realität mittlerweile aus? In der Zwischenzeit habe ich meinen Job gewechselt, ich arbeite noch immer als Ingenieurin, doch Homeoffice und mobiles Arbeiten sind nicht nur Dank der Pandemie zur Normalität geworden. Der erste Schritt zu mehr Freiheit war getan. Doch nicht genug. Ich arbeite auch als Ingenieurin in Teilzeit. Und das ohne "üblichen oder gar normalen Grund". Ich bin keine Mutter, ich pflege keine Angehörigen oder habe auch sonst nichts vorzuweisen, was gesellschaftlich als Grund vorzuzeigen wäre für meine Arbeitszeitreduzierung. Ich habe mich einfach nur für mich und meinen eigenen Lebensstil entschieden. In einer Welt, in der das (noch?) nicht zur Normalität zählt, war und ist es schwierig für mich, ja. Doch ich weiß wofür ich das mache, ich will mit Menschen wie dir meine Geschichte teilen und Anregungen liefern das Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es wichtig ist sich klar zu werden, was man selbst wirklich möchte. In den letzten Jahren habe ich viel in mich und meine Entwicklung investiert (Stand 08/2020: rund 10.000€). Wir "investieren" vermeintlich in vieles, doch oft ist es einfach nur ein Konsumverhalten (besseres Auto, besseres Rad, größere Wohnung, teure Klamotten). Alles davon ist vergänglich oder wird vorher schon durch etwas besseres setzt. Doch wann investieren wir in uns selbst? Immerhin sind wir es, die ein Leben lang mit uns selbst auskommen müssen. Warum gestalten wir uns dann nicht so gut wie möglich? Eine mögliche Antwort ist, dass wir es nicht anders gelernt haben. Uns wird vorgelebt, dass wir einen bestimmten Weg gehen "müssen". Dieser Weg basiert oft auf bestimmten Werten: Sicherheit, Reichtum, Anerkennung, Status, Familie... Je nach Familienhintergrund sind die Werte, die uns vermittelt werden unterschiedlich. Dabei gibt es kein richtig oder falsch. Wichtiger ist die Frage: Sind die Werte, nach denen du dein Leben lebst, auch deine eigenen? Eine für mich sehr kraftvolle und im wahrsten Sinne wegweisende Übung war die Auseinandersetzung mit meinen eigenen Werten. Meine bereits erwähnten Kämpfe mit einem Glaubenssatz als "Teilzeit-Ingenieurin" weniger wert zu sein basierten auf Werten, die in meiner Familie wichtig waren. Das war unter anderem Sicherheit. Und als fest angestellte Ingenieurin, habe ich doch ausgesorgt. Das ist doch gut so. In ihren Augen. Menschen, die uns nahe sind, wollen in den meisten Fällen nur das Beste für uns. "Das Beste" kann dabei auch an ihren eigenen Werten gemessen sein. Nicht jede/jeder schaut, was für dich in deiner Welt das Beste ist. Es ist einfacher in der eigenen Welt, mit den eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen das Beste zu ermitteln. Das sind wir gewohnt, da kennen wir uns aus. Wenn die Werte von den Menschen, die dich prägen, mit deinen Werten übereinstimmen, läuft alles wie von selbst. Doch oft ist das nicht der Fall. Hast du dich schon mal gefragt, welche Werte für dich wichtig sind?
Durch die Bestimmung meiner TOP-Werte habe ich gelernt zu erkennen, was ich wirklich möchte und warum ich in manchen Situationen Spannungen verspüre. Für die Übung habe ich damals 35 Wertekarten bekommen, die ich vor mir ausgebreitet habe. Für dich habe ich noch Ergänzungen gemacht und freie Karten hinzugefügt, die du selbst beschriften kannst. Relativ schnell sortierte ich nun damals aus den 35 Karten einige der Werte aus. Sie waren mir nicht wichtig, teilweise lehnte ich sie ab. Je näher ich an meine persönliche TOP10 kam, desto schwieriger wurde es. Ich stellte mir plötzlich Fragen wie "Sortiere ich jetzt FREUNDE aus?" oder "Ist mir WAHRHAFTIGKEIT wichtiger als FAMILIE?". Gelernt habe ich, dass es hier keinesfalls ums Aussortieren geht, sondern um Prioritäten. Ich stellte auf, was mir in meinem Leben wichtiger ist als anders. Und nur weil es ein Wert nicht in die TOP10 schafft, bedeutet es nicht, dass er mir nicht wichtig ist oder ich nicht auch danach lebe, es bedeutet nur, dass mir andere Werte wichtiger sind. Meine Suche ging weiter. Und irgendwann stand ich vor der Aufgabe die gerade erarbeitete TOP10 auf meine persönlichen TOP5 reduzieren. Hui. Das war nochmal eine Schippe oben drauf. Doch als ich meine TOP5 und damit die wichtigsten meiner Werte bestimmt und sie in der Reihenfolge sortierte, wusste ich, worauf es mir im Leben wirklich ankommt. Ich konnte mir ab dem Zeitpunkt die Frage stellen, was in meinem Leben bereits meinen Werten entspricht und was ich ändern kann, um mehr nach meinen Werten zu leben.
Das Wissen um meine persönlichen Werte hilft mir mich wie ein Kompass zu leiten. Ich kann mich danach ausrichten und hinterfragen, ob ich auf dem richtigen Kurs bin. Dieser Kompass hilft mir dabei zu navigieren auf dem Weg zu mir selbst und meinem Leben. Und so half er mir auch aus HABEN-MACHEN-SEIN die Richtung zu ändern zu SEIN-MACHEN-HABEN. Heute bin ich freier als vor Jahren, mache mehr von dem, was ich wirklich will, und bin mehr denn je dankbar für das, was ich bereits in meinem Leben habe.
Jetzt kannst du mit deinen Werten arbeiten und daraufhin dein eigenes Leben ansehen. Stell dir Fragen, wie: Wo lebe ich diese Werte bereits? Wie kann ich sie mehr in mein Leben integrieren?
Wer von euch hat die Übung schon gemacht und mag davon berichten?
Peggy
Was denkst du?